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wienm oenmMit mehr als 60 Veranstaltungen an 18 Spielorten lädt das Festival Wien Modern ab dem 29. Oktober dazu ein, sich mit der Musik der Gegenwart auseinanderzusetzen. Der österreichische Komponist Georg Friedrich Haas ist der Regent und eröffnet das Festival mit dem „concerto grosso Nr. 2“ mit dem Radio Symphonieorchester (RSO) unter Cornelius Meister.

Haas’ Schaffen – von Instrumentalwerken und Kammermusik, bis zu Orchesterstücken und Opern – nimmt einen wichtigen Platz im gesamten Festival-Programm ein. Werke unterschiedlicher Schaffensperioden und Stilrichtungen werden vom Klangforum Wien, dem Ensembles Kontrapunkte und PHACE und auch vom SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und dem Arditti-Quartett aufgeführt. Sowohl das concerto grosso Nr. 2“ als auch das „concerto grosso Nr. 1“ sind brandneue (Auftrags-) Kompositionen. Nr. 1, uraufgeführt im heurigen Frühjahr im Rahmen der Münchener Reihe „musica viva“, verlangt vier Alphörner und großes Orchester (aktuell: RSO). Haas, 1953 in Graz geboren, empfand nach seinem Studium in Graz und Wien (bei Friedrich Cerha) die klanglichen und harmonischen Möglichkeiten der wohltemperierten Skala bald als beengend. Auf der Suche nach einer neuen Klangräumen begann er mit Mikrotonalität und schwebenden Obertonkonstellationen zu experimentieren. Haas Kompositionen erzählen gern von Gefühlen, die auch in den ZuhörerInnen hervorgerufen werden (sollen). Oft als Vertreter der „Spektralmusik bezeichnet, könnte der Komponist gerne auch ein Romantiker genannt werden. wienm haas

In vergangene Tonwelten führt er das Publikum, wenn im Casino Baumgarten œnm. Österreichisches Ensemble für neue Musik das Sextett „tria ex uno “ (2001) aufführt. Die dreiteilige Komposition bezieht sich auf das Agnus Dei einer Messe von Josquin Desprez († 1521). Ergänzt wird der Abend durch „Flatland“, eine Komposition, zu der David Bird, ein Schüler Haas’, durch einen satirischen Roman gleichen Titels aus dem 19. Jahrhundert inspiriert worden ist. Zum Abschluss spielen œnm „Vortex temporum I–III“, ein Spätwerk des 1998 in Paris verstorbenen Komponisten Gérard Grisey, dem ebenfalls das Epitheton „Spektralmusiker“ umgehängt wird.

Komische Oper in sieben Folgen. Die große Wiener Erstaufführung gehört aber nicht Georg Friedrich Haas sondern einem anderen Österreicher, dem 1969 in Osttirol geborenen Komponisten Bernhard Gander. Er hat ein Libretto von Johannes Heide & Christa Salchner vertont, doch keine herkömmliche Oper geschrieben. „Das Leben am Rande der Milchstraße“ ist eine Sitcom (-Oper) in sieben Folgen. Keine Sorge, wie bei einer TV-Sitcom sind nicht alle Folgen auf einmal zu sehen / zu hören. Auf drei Folgen an einem Abend folgen nach einer Pause drei weitere Folgen. Der Schluss wird dann nach 14 Tagen gezeigt. Es stehen jeweils zwei Aufführungstermine (Freitag, Samstag) zur Wahl. Achtung: Sitcoms sind ironisch, rasant und voller Anspielungen und Überraschungen.
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Mit der Sitcom-Oper (eine Produktion von Wien Modern und PHACE, in Koproduktion mit den Bregenzer Festspielen und dem Wiener Konzerthaus) lenkt das Festival in seiner 27. Ausgabe das Augenmerk auf die Schnittstelle von Film /Fernsehen und Neuer Musik. Die Zusammenführung des Massenmediums „on screen“ mit zeitgenössischer Musik (ohne die vor allem der Film kaum noch auskommt) fördert die Akzeptanz Neuer Musik auch bei einem der zeitgenössischen Kunst eher skeptisch begegnenden Publikum. „On screen“ ist daher heuer ein Festival-Schwerpunkt, gestaltet in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Filmmuseum. Neben der Reihe „Neue Musik im Spielfilm“ wird sich ein Symposion mit „Musik für Film und bewegten Bildern“ befassen. Im Gartenbaukino ist ein „Ciné-Konzert“ zu sehen und zu hören. Olga Neuwirth hat zum Stummfilm „Maudite soit la guerre / Verflucht sei der Krieg“ von Alfred Machin die klangliche Ergänzung komponiert. Interpreten sind das Ensemble 2e2m unter Pierre Roullier; Klangregie führt Christina Bauer.

Wien Modern, Festival für Neue Musik, 20. Oktober bis 21. November 2014. Alle Informationen auf www.wienmodern.at