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film_ludwigSchillernd, zerrissen, kunstbegeistert, verschwenderisch, verehrt und verkannt – wieder einmal steht Ludwig II., der Märchenkönig von Bayern, im Mittelpunkt eines Kinofilms. Den sagenumwobenen König, mehr Mythos als Mensch, stellt der junge Schauspieler Sabin Tambrea dar. Wenn Ludwigs Jugend und Schönheit schwinden, muss Sebastian Schipper herhalten. Ein Ausstattungsfilm mit bekannten Darstellern, der das Auge erfreut, das Herz aber kalt lässt.

Gut 40 Jahre nach Luchino Viscontis berühmten „Ludwig“-Film, hat die bayerische Produktionsfirma Bavaria mehr als 15 Millionen aufgewendet, um dem „Kini“ ein ultimatives Denkmal zu setzen. Acht Jahre lang hat das Duo Marie Noëlle / Peter Sehr (Drehbuch und Regie) an dem Film gearbeitet. Ihr Ziel war, „so authentisch wie möglich zu sein.“ Das können die Kinobesucherinnen allerdings kaum beurteilen, der König ist 1886 mit 41 Jahren gestorben – filmreif unter ungeklärten Umständen, ertrunken im Würmsee (heute Starnberger See). Und zur Legende geworden.

Dennoch, schiefgehen kann nichts. Außer man verschläft, ob der Überlänge des Films den einzigen berührenden Moment, wenn Ludwig sich seine Liebe zum Hofstallmeister Hornig eingesteht und ihr in der Sekunde entsagt. Gemeinsam knien die beiden Männer im Gras und bitten Gott um Verzeihung für ihr Begehren.

Um Emotionen geht es aber weniger in diesem Lebenspanorama, eher um ein wenig Geschichtsunterricht und um ein großes Schauvergnügen. Die Figuren schreiten durch üppiges originaltreues Dekor, die prächtige (nie gebrauchte) goldene Hochzeitskutsche fährt vor und der blutjunge Ludwig beugt die Schultern unter dem Krönungshermelin.

Großes Kino, das alle Wünsche erfüllt.

Sabin Tambrea gleicht dem jungen Ludwig in der Statur und ist ein zarter, verträumter Märchenkönig. Ebenso aufwändig wie die Ausstattung ist auch die Liste der DarstellerInnen, alle aus dem Fernsehen sattsam bekannt. Als TV-Zweiteiler, auf der Couch genossen, wäre dieser opulente Bilderbogen das richtige Vergnügen. Im Kino wird das Sitzfleisch arg beansprucht. Der König bleibt nicht auf immer der schöne Ephebe, der idealistische Fanstast. Plötzlich ist er dick, hässlich, alt und wirr. Da sehnt man das Ende herbei und zerdrückt doch eine Träne, wenn der Schwanenprinz im See versinkt.

Ludwig II., ab 26. Dezember in den Kinos.